Reise-Fotografien & mehr von Nicole Ritter

Monschau

Armenhaus Eifel

Ich führe ein Leben auf der Grenze: Schaue ich von meiner Wohnung aus gen Osten, öffnet sich die dicht besiedelte Metropolregion Rheinland vor meinen Füßen, Heimat von Millionen von Menschen. Von meinem Balkon im Westen aus ist es nur einen Steinwurf weit zum Naturpark Rheinland mit dem Villerücken und den Landstraßen, die in die Eifel führen. Vorbei an den letzten Feldern hinter Erftstadt wird die Landschaft sanfter und deutlich lockerer besiedelt.

Und dort, zwischen Viehweiden und Forstwirtschaft, stehen sie noch, die alten kleinen Fachwerkhäuschen der Eifel. Manche sind schmuck herausgeputzt. Andere lassen ahnen, dass aus diesem Landstrich vor 100 Jahren Menschen vor der Armut flüchteten und in den frühen Fabriken des Rheinlandes oder gar in den engen Kojen der gen Amerika fahrenden Schiffe ihr Heil suchten.

Wo wirtschaftliche Entwicklungen ausblieben, wurden Pretiosen frühindustrieller Produktion konserviert. Eine davon ist das kleine Städtchen Monschau, das einst durch die Tuchproduktion zu Reichtum kam. Eine weitere ist mein Lieblings-Dornröschen, die 1981 geschlossene Tuchfabrik Müller in Euskirchen-Kuchenheim. Ihr letzter Besitzer hatte die Hoffnung, die Weberei für Militärtuche nur für einige Wochen schließen zu müssen. Die Aufträge würden schon wieder kommen. Gut zwanzig Jahre später wurde wirklich wieder aufgeschlossen, heute klappern die Webstühle wieder. Mein Dornröschen ist wachgeküsst als Industriemuseum des Landschaftsverbandes Rheinland.